Zusammenfassung
Um die vaskulären Faktoren beim Hörsturz untersuchen zu können, haben wir eine neue
Methode entwikkelt, die es am Versuchstier erlaubt, mit Hilfe farbiger Mikrosphären,
den regionalen Blutfluß in der Cochlea zu messen. Neuseelandkaninchen wurden i. v.
mit Chloralose anästhesiert, tracheotomiert und volumenkontrolliert beatmet. Blaue
bzw. gelbe Mikrosphären wurden zu Versuchsbeginn sowie nach 2 h in die linke Herzkammer
injiziert. Die Mikrosphären (15µm) können das Kapillarbett nicht passieren und verteilen
sich so proportional zum Blutfluß im Gewebe. Parallel zur Injektion wird eine arterielle
Referenzprobe mit konstanter Geschwindigkeit abgenommen. Setzt man die Anzahl der
Mikrosphären in der Referenzprobe ins Verhältnis zu der Anzahl der Sphären im zu untersuchenden
Organ, ist es möglich, den absoluten Blutfluß zu bestimmen. Die verwendeten farbigen
Mikrosphären besitzen eine definierte Farbstoffmenge, so dass aus der Extinktion pro
Volumen auf die Anzahl der Mikrosphären rückgeschlossen werden kann. Dieses Verfahren
wurde zur Bestimmung der Anzahl der Mikrosphären in der Referenzprobe angewendet.
Am Versuchsende wurden die Felsenbeine entnommen, fixiert und in EDTA entkalkt. Die
Cochlea wurde freipräpariert und in KOH aufgelöst. Die Mikrosphären in der Cochlea
wurden filtriert und für beide Farben mikroskopisch auf einem Raster ausgezählt. Bei
insgesamt 20 Messungen wurde ein mittlerer Blutfluß von 4,0 ± 1,3 µ/min/Cochlea errechnet.
Zu Beginn des Versuches (n=10; 3,8 + 1,1 µ/min) und nach 2 h (n =10; 4,3 ± 1,3 µ/min)
wurden vergleichbare Werte der Innenohrdurchblutung festgestellt. Der regionale Blutfluß
in der rechten (n=10; 4,3 ± 1,3µ/min) und linken Cochlea (n =10; 3,7 ± l,2µ/min) war
vergleichbar. Für die Bestimmung der regionalen Durchblutung ist die Mikrosphä-ren-Methode
der Goldstandard. Selbst in einem so kleinen Areal wie der Cochlea ist eine gute reproduzierbare,
mehrfache, quantitative Messung der regionalen Durchblutung möglich.
Summary
The pathogenesis of sudden hearing loss is as yet unknown. Vascular disturbances are
thought to play a major role, but they cannot be diagnosed clinically. We have therefore
developed an animal model which allows measurements of the cochlear blood flow (CBF)
and function. For CBF measurements a new technique based on coloured microspheres
was developed. New Zealand rabbits were anaesthetised, ventilated and blood pressure
and heart frequency were continuously monitored. 6×106 microspheres of one colour
were injected in the left ventricle; different colours are available and allow multiple
measurements. The amount of microspheres trapped in the capillary bed of the cochlea
depends on the regional blood flow. An arterial reference blood sample makes it possible
to calculate absolute values of the regional blood flow in the cochlea. The amount
of microspheres trapped in the cochlea was determined microscopically after dissecting,
dissolving and filtrating the cochlea. Measurements of the CBF in a control group
(5 rabbits, 10 inner ears) at the beginning and after 120 minutes were performed.
Mean CBF was 3.8 ± 1.1µ/min and 4.3 ± 1.3µl/min. The coloured microsphere technique
allows repeated measurements of the CBF with good reproducibility and an acceptable
standard deviation. CBF can be measured in absolute values, which is of advantage
for determining a lower limit of the CBF for the cochlea function.
Schlüsselwörter
Mikrozirkulation - Cochlea - Mikrosphären
Key words
Microcirculation - Cochlea - Microspheres